Konflikte gibt es in jeder guten Beziehung, doch wie man die Konflikte gemeinsam löst, hat einen einen starken Einfluß auf die Beziehungszufriedenheit beider PartnerInnen. Wissenschaftler um McNulty stellten fest, dass es langfristig positiv sein kann, dem eigenen Ärger im Paargespräch Luft zu machen. Durch den Ausdruck von Ärger wird die Bedeutung des Konfliktthemas deutlich gemacht: Der Partner spürt, dass es sich um einen wichtigen Aspekt handelt, der zur Verhaltensänderung motiviert. McNulty meint, dass Ärger einen beziehungsförderlichen Aspekt hat, denn wer sich über den Anderen ärgert, dem ist die Beziehung wichtig. Und schließlich kann es auch heilsam und entlastend sein, die angestaute Wut rauszulassen.
Die Befunde von McNulty sind interessant, weil die psychologische Selbsthilfeliteratur häufig vorwiegend auf die positive Wirkung von Ich-Botschaften verweist und den Ausdruck von Wut und Ärger eher kritisch diskutiert. Die in Selbsthilfebüchern vermittelten Ich-Botschaften sind in vielen Situationen hilfreich bei der Konfliktlösung, da sie Schuldzuweisungen vorbeugen. Aber immer dann, wenn es sich um einen wichtigen Sachverhalt dreht, der verändert werden kann, ist der Ausdruck von Wut und Ärger zwar nicht kurzfristig, aber langfristig günstiger. Psychologische Erste Hilfe: "Ich ärgere mich über meine/n PartnerIn schwarz! Was kann ich tun?" Stellen Sie sich drei Fragen, wenn Sie auf Ihren Partner/Ihre Partnerin wütend sind: Frage 1. Ist meine Wut angemessen? (oder auch: Würden andere Personen genauso reagieren?) -- Falls ja, dann weiter bin Frage 2. Frage 2. Ist meine Wut zu intensiv? (oder auch: Bin ich kurz davor, mit Dingen um mich zu werfen?) -- Falls nein, dann weiter mit Frage 3. Frage 3: Ist es langfristig hilfreich, wenn ich dem Handlungsimpuls meiner Wut (d.h. meinem Partner sagen, dass ich wütend bin) folge? -- Falls ja, dann: Handeln! (dem Ärger verbal Luft machen) McNulty, J. K., & Russell, V. M. (2010). When “negative” behaviors are positive: A contextual analysis of the long-term effects of problem-solving behaviors on changes in relationship satisfaction. Journal of Personality and Social Psychology, 98, 587-604. McNulty, J. K. (2011). The dark side of forgiveness: The tendency to forgive predicts continued psychological and physical aggression in marriage. Personality and Social Psychology Bulletin, 37, 770-783. Illustration: © Clotilde Drivet (http://twistedheart.tumblr.com/)
1 Comment
w.tanner
11/10/2017 10:11:16 pm
"... immer dann, wenn es sich um einen wichtigen Sachverhalt dreht, der verändert werden kann, ist der Ausdruck von Wut und Ärger zwar nicht kurzfristig, aber langfristig günstiger. " Hm. Wenn ich so "behandelt" wurde und das in dem speziellen Fall sehr ungerecht fand, habe ich völlig zugemacht. Mir fiel dann kaum noch etwas ein, ich fand die Situation zum Verzweifeln. Laut wurde ich selbst fast nie und in den wenigen Ausnahmen hat es nur zu (kurzem) gegenseitigen Schreien geführt.
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